Auf dem Weg nach Patagonien hatte ich mir hinten im Flugzeug einen schönen Platz am Gang reserviert und war auch beim Einsteigen zufälligerweise eine der ersten. Nach und nach kamen die anderen Passagiere an, und um mich herum waren viele Argentinierinnen, die einpaar Köpfe kleiner waren. Das hätte natürlich zur Folge, dass viele nicht richtig an die Gepäckfächer dran kamen und Schwierigkeiten hatten ihr überpacktes Handgepäck zu verstauen. Besonders geil war ein Herr, der sich direkt hinsetzte und bequem sitzend seiner kleinen Frau Anweisungen gab wie sie das Gepäck zu verstauen hätte. Die arme Frau kriegte ihre Tasche aber noch nicht mal auf die Höhe des Gepäckfachs gehoben. Der Steward im Gang schaute sich die Bemühungen der Passagiere gelangweilt an, machte aber keine Anstalten einzugreifen. Da ich ja eh nichts besseres zu tun hatte, dachte ich mir ich helfe mal aus. Also verstaute eine Tasche nach der anderen und die Ladies nahmen die Hilfe gerne an. So ging auch die Wartezeit zügig vorüber.
Kurz vor Abflug kam dann der Steward mit einer Frau und einem Kind im Schlepptau zu meiner Sitzreihe und sagte dem Kind es solle sich auf den Platz neben mich setzen. Der Mutter sagte er, sie solle doch ihren Platz neben dem Ehemann in der Flugzeugmitte einnehmen. Die Familie hatte bei der Sitzplatzauswahl wohl nicht die Hinweise gelesen, dass auf einigen Plätzen keine Kinder sitzen dürfen. Die Trennung von der Mutter fand das Kind total schrecklich. Es fing direkt an zu heulen und eine Szene zu machen. Da der Flieger ziemlich voll war, gab es auch keine zwei Plätze nebeneinander mehr. Bevor sich hier noch ein Drama abspielte, bot ich der Mutter meinen Platz an.
Fast hätte ich einen Platz am Notausgang bekommen, aber dort darf man keine Handtaschen haben und die Gepäckfächer waren bereits voll. Also wies der Steward mir einen anderen Platz am Gang zu.
Bei der Ankunft hatte ich allerdings die A-Karte gezogen, denn mein Rucksack befand sich noch im Gepäckfach über meinem alten Sitz am Flugzeugende. Also musste ich warten, bis alle anderen Passagiere an mir vorbeigegangen waren und konnte dann erst meinen Rucksack holen. Das war zwar etwas ärgerlich, aber dafür hatte ich meine gute Tat des Tages erledigt.
Am nächsten Tag hatte ich das ganze schon wieder vergessen, doch in der Stadt grüßten mich immer wieder Leute aus dem Flieger und eine Dame stellte mich begeistert ihrer Familie als Taschenhelferin und Platztauscherin vor.
Am nächsten Tag machte ich dann einen Tagesausflug nach San Martín de los Andes. Vor mir saßen zwei ältere Ladies, mit denen ich mich nett unterhielt und denen ich beim Aussteigen ab und zu eine Hand anbot. Insgesamt war die Reisegruppe ganz nett. Und der Ausflug war schön, aber auch anstrengend. Auf der Rückfahrt fragten mich dann die beiden Ladies, ob ich am übernächsten Tag Lust hätte einen weiteren Ausflug ins malerische Örtchen El Bolsón zu machen. Sie hatten den Ausflug schon gebucht, aber schon bereits zwei Tagesausflüge hinter sich und waren nun zu müde noch einen Ausflug zu machen.
Eigentlich hatte ich ja nicht vor, noch so ein malerisches Dorf zu besuchen, sondern wollte mir den Gletscher „El Tronador“ im Nationalpark ansehen, aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Also hab ich das Angebot gerne angenommen und da der Ausflug für zwei Personen war, hab ich direkt meiner Reisebekanntschaft aus Belgien gesagt, dass wir Ausflugspläne für meinen letzen Tag in Bariloche haben.
Wie es der Zufall so will, rief mich abends dann das Reiseunternehmen an und fragte ob wir nicht das ziel ändern könnten; anstelle des Dorfes zum Nationalpark und zum Gletscher. Volltreffer, da war ich sofort dafür! Manchmal muss man auch einfach nur mal Glück haben, irgendwie fügt sich schon alles.
Nach dem Ausflug habe ich den beiden Ladies als Dankeschön auch etwas Leckeres zu Knabbern und zu Trinken im Hotel hinterlegt, sie aber leider nicht mehr persönlich angetroffen.